Wie optimiere ich den Kolostrumgehalt meiner Kühe?

Neugeborene Kälber sind auf die schnellstmögliche Zufuhr von sehr hochwertigem Kolostrum in ausreichender Menge angewiesen. Da bei Kühen die Plazentawand schon vor der Kalbung ein Austausch überlebenswichtiger maternaler Antikörper auf das noch ungeborene Kalb nicht zulässt, ist das Kolostrum im Prinzip die Lebensversicherung für das frisch geborene Kalb. Hier weiterlesen…

Neugeborene Kälber sind auf die schnellstmögliche Zufuhr von sehr hochwertigem Kolostrum in ausreichender Menge angewiesen. Da bei Kühen die Plazentawand schon vor der Kalbung ein Austausch überlebenswichtiger maternaler Antikörper auf das noch ungeborene Kalb nicht zulässt, ist das Kolostrum im Prinzip die Lebensversicherung für das frisch geborene Kalb. Hier weiterlesen…

Gepostet von in Kälberaufzucht, Kälbergesundheit am 31. August 2022
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Wie optimiere ich den Kolostrumgehalt meiner Kühe?

Neugeborene Kälber sind auf die schnellstmögliche Zufuhr von sehr hochwertigem Kolostrum in ausreichender Menge angewiesen. Da bei Kühen die Plazentawand schon vor der Kalbung ein Austausch überlebenswichtiger maternaler Antikörper auf das noch ungeborene Kalb nicht zulässt, ist das Kolostrum im Prinzip die Lebensversicherung für das frisch geborene Kalb.

Doch schwanken die Kolostrumgehalte in der Praxis sehr oft und Landwirte fragen sich deshalb an was das liegen kann. Eine aktuelle Studie aus dem Iran ist dieser Frage nachgegangen. Die Forscher wollten herausfinden, was auf Kuhebene insbesondere die Kolostrummenge, die Konzentration an IgG Antikörpern und die Zellzahl im Kolostrum beeinflusst. Sie analysierten 152 Kühe einer kommerziellen Herde. Hier die wesentlichen Erkenntnisse.

BCS-Körperkondition
Kühe, die mit einem BCS-Score von weniger als 3 mal abkalbten, hatten zwar eine höhere Kolostrummenge, aber deutlich weniger IgG Gehalte in der Biestmilch. Kühe, die während der Trockenstehzeit an Körpermasse verloren, produzierten ebenfalls geringere IgG-Mengen. Kühe mit einem BCS von mehr als 3,5 zum Trockenstellen und zur Abkablung, hatten einen höheren Gehalt an somatischen Zellen in der Biestmilch.

Einfluss des Alters und Trockenstehdauer
Die höchsten Kolostrummengen lieferten die Kühe in ihrer zweiten Laktation ab und Kühe mit einer Trockenstehphase von weniger als 45 Tage produzierten ebenfalls mehr Biestmilch und sogar mit einem  höheren IgG-Level. Die Kühe der dritten Laktation lieferten allgemein höhere IgG-Konzentrationen nach dem Abkalben. Die Kolostrum-Zellzahlen nahmen mit der Laktationsanzahl zu und Kühe mit einer Trockenstehdauer von mehr als 75 Tagen hatten die höchste Anzahl an somatischen Zellen in der Milch.

Hochleistende Kühe, Mastitis und Zwillingsabkalbungen
Kühe, mit mehr als 12500 kg energie-korrigierter Milch in der vorausgegangenen Laktation produzierten die höchsten IgG-Konzentrationen mit den niedrigsten Zellzahlen. Genauso produzierten Einzelabkalbungskühe mehr Biestmilch als Kühe nach einer Zwillingsgeburt bei ebenfalls geringerer Zellzahl. Kühe, die in der vorhergehenden Laktation eine Mastits entwickelt hatten, hatten auch in der Biestmilch höhere Gehalte somatischer Zellen im Vergleich zu Kühen ohne Mastitis.

Fazit
Kuhfaktoren bestimmen größtenteils die Qualität der Biestmilch. So gibt es etwa grobe Hinweise, dass die Zweitkalbskühe die meiste Menge, die Drittkalbskühe jedoch die beste Qualität hinsichtlich IgG Menge produzieren. Und die Spitzenkühe liefern generell auch das beste Kolostrum, sowohl hinsichtlich Menge als auch Inhaltsstoffen. Die Rolle der somatischen Zellzahlen ist noch nicht ganz geklärt, derzeit geht man eher davon aus, dass niedrigere Werte anzustreben sind. Hier besteht aber noch Forschungsbedarf.

Die Rolle der Fütterung blieb hier bei der Studie ausser Acht, spielt aber auf Betriebsebene eine genauso herausragende Bedeutung. Man weiss, dass Kühe in den letzten 2-3 Wochen vor der Kalbung soviel fressen sollten, wie sie möchten und das in konstanter Weise. Jeglicher Stress (Stichwort „Leaky gut“ – durchlässiger Darm!) oder Überbelegung, die hier entgegenstehen hat direkten Einfluss auf die Biestmilchqualität.

Die Studie zeigt aber auch ganz deutlich, wie wichtig eine regelmässige Kolostrummessung mittels Spinel, Refraktometer, ColostroCheck oder sonstigem Diagnostikum ist, denn die Chance auf bestes Kolostrum in den ersten Lebensstunden ist nun mal eine einmalige Chance für jedes Kalb- bzw. Kuhleben. Und genau die gilt es zu nutzen.

In diesem Sinne, viel Erfolg bei der Aufzucht!

Euer Kälberblogger
Peter Zieger

Referenz:
M. Aghakhani et al., Cow-level factors associated with colostrum yield and quality of Holstein dairy cows, Animal Production Science, online Juni 2022

  1. Antworten

    Das Messen JEDES Kolostrums auf IG-Gehalte (Brix-Refraktometer) empfiehlt sich auf jeden Fall. In der Regel finden wir im Mittel IG-Gehalzte von über 80 g/l (Brix > 22%).
    Hat man schlechteres K. (18-22%) kann man es gut mittels Beimischung eines besseren Kolostrums aufwerten, wenn welches verfügbar ist.

    Praktische (z.T. vermeidbare) Einflüsse auf die K.-Qualität sind
    Milchausfluss vor dem Kalben, Stress, Behandlungen, (unnötige/falsche) Geburtshilfe und der Zeitliche Abstand vom Kalben bis zum Melken (möglichst < 1h)

    Auf jeden Fall zehren auch verunreinigungen an den Vorhandenen IG.
    Hygiene und Sauberkeit in der Geburtsumgebung und beim Melken des Kolostrum sind strengstens geboten.

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