Bleibende Eindrücke: Warum die Kälberernährung sich auf das gesamte Leben auswirkt

Wie beim Kind so kann man auch den Stoffwechsel beim Kalb auf Jahre hinaus beeinflussen. Man spricht von „metabolischer Programmierung”, einem noch relativ jungen, aber hoch spannenden Forschungsgebiet der menschlichen Ernährung respektive der Fütterung von Kälbern. War man hier die letzten 30 Jahre bestrebt, Kälber sparsam und mit möglichst wenig Milch oder Milchaustauscher so schnell wie möglich zum Wiederkäuer auszubilden, findet man heute immer mehr Betriebe, die eine komplett andere Strategie wählen. Und das aus gutem Grund: Nahezu alle neueren Studien zeigen, dass man mit intensiverer bis hin zur Ad Libitum-Aufzucht der Kälber in den ersten Lebenswochen gesündere, langlebigere Kühe mit einer besseren Lebenseffektivität erhält. Mehr erfahrt ihr hier …

Wie beim Kind so kann man auch den Stoffwechsel beim Kalb auf Jahre hinaus beeinflussen. Man spricht von „metabolischer Programmierung”, einem noch relativ jungen, aber hoch spannenden Forschungsgebiet der menschlichen Ernährung respektive der Fütterung von Kälbern. War man hier die letzten 30 Jahre bestrebt, Kälber sparsam und mit möglichst wenig Milch oder Milchaustauscher so schnell wie möglich zum Wiederkäuer auszubilden, findet man heute immer mehr Betriebe, die eine komplett andere Strategie wählen. Und das aus gutem Grund: Nahezu alle neueren Studien zeigen, dass man mit intensiverer bis hin zur Ad Libitum-Aufzucht der Kälber in den ersten Lebenswochen gesündere, langlebigere Kühe mit einer besseren Lebenseffektivität erhält. Mehr erfahrt ihr hier …

Gepostet von in Kälberernährung am 28. September 2020
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Bleibende Eindrücke: Warum die Kälberernährung sich auf das gesamte Leben auswirkt

Wie beim Kind so kann man auch den Stoffwechsel beim Kalb auf Jahre hinaus beeinflussen. Man spricht von „metabolischer Programmierung”, einem noch relativ jungen, aber hoch spannenden Forschungsgebiet der menschlichen Ernährung respektive der Fütterung von Kälbern. War man bei der Kälberaufzucht die letzten 30 Jahre bestrebt, Kälber sparsam und mit möglichst wenig Milch oder Milchaustauscher so schnell wie möglich zum Wiederkäuer auszubilden, findet man heute immer mehr Betriebe, die eine komplett andere Strategie wählen. Und das aus gutem Grund: Nahezu alle neueren Studien zeigen, dass man mit intensiverer bis hin zur Ad Libitum-Aufzucht der Kälber in den ersten Lebenswochen gesündere, langlebigere Kühe mit einer besseren Lebenseffektivität erhält.

Kälber, die von Beginn an mehr Milch, also insbesondere mehr Nährstoffe bekommen, wachsen schneller und erkranken deutlich seltener an Durchfall oder Lungenentzündungen. Ihre Organe, wie z.B. die Leber, die Bauchspeicheldrüse oder auch das Euter, bestehen aus mehr Zellen, und sind damit auf lange Sicht produktiver. Neben der Organbeeinflussung erfolgt auch eine intensivere Wirkung auf den Hormonhaushalt. So werden mehr Wachstumshormone, Wachstumsfaktoren (z.B. IGF) und Enzyme gebildet.

Diese Programmierung, und das ist das schier Unglaubliche, hält nicht nur auf Jahre bei diesem Tier an, sondern hat auch nachhaltige und langfristige positive Auswirkungen auf den Stoffwechsel und die Gesundheit der Nachfolgegenerationen. Diese Wirkungen wurden unabhängig voneinander von mehreren Universitäten und Futtermittelherstellern bestätigt.

Wie funktioniert das denn?
Vieles aber ist immer noch ungeklärt. Im Mittelpunkt des Wirkmechanismus der metabolischen Programmierung steht jedoch die sogenannte „Epigenetik”. Darunter versteht man die Beeinflussung bzw. Veränderung des Erbguts durch Umweltfaktoren, wie z. B. Hitze, Kälte oder eine schlechte Ernährung.

Bereits im Mutterleib spielen diese Effekte für das Kalb eine Rolle. Besonders jedoch nach der Abkalbung kommt der optimalen Biestmilchversorgung hier eine herausragende Bedeutung und wahrscheinlich der größte wirksame „Einzelhebel“ zu. Neben Antikörpern und Nährstoffen, sind hier insbesondere Wachstumsfaktoren, Signalproteine und Enzyme vorhanden, die einen langfristigen bis lebenslangen Einfluss auf die Ausprägung der genetisch veranlagten Leistungen haben.

Durch die intensivere Tränke in den ersten 6 bis 8 Lebenswochen wird dieser Effekt noch weiter verstärkt. Danach sollte eine lineare Reduktion der Tränkemenge über mehrere Wochen erfolgen. Die neuesten Empfehlungen sehen vor, statt der meist üblichen 10 Wochen, besser 14 bis 16 Wochen zu tränken, um, wie bei der Mutterkuhhaltung, die Entwicklung des Magen-Darm-Traktes, hier vor allem des Pansens, nicht zu beeinträchtigen. Damit lassen sich die Kälber deutlich besser und stressfreier absetzen und sie erleiden keine „Wachstumsdepression”. Diese wiederum steht im Verdacht, langfristige negative Auswirkungen auf die spätere Kuh zu haben: Nach neuesten Erkenntnissen erkranken rund ein Viertel aller Kälber an Pansen- und Dickdarmazidosen um den Abtränkezeitraum, weil der Magen-Darm-Trakt im Hinblick auf Kraftfuttergaben noch nicht vollständig ausgereift ist.

Die Lehr- und Versuchsanstalt Neumühle in Rheinland-Pfalz hat in diesem Zusammenhang einen Tränkeplan entwickelt, der diesen neuen Entwicklungen Rechnung trägt.

Insbesondere das „sanfte“ Absetzen über mehrere Wochen hinweg scheint den Kälbern sehr gut zu bekommen. Ähnliche Ergebnisse konnten von den Hochschulen Osnabrück und Neubrandenburg erzielt werden. Für die Umsetzung in die Praxis könnte ein anderes, noch weiter vereinfachtes „5er“- Schema so aussehen: 5 Wochen ad lib, 5 Wochen 12 Liter pro Tag, 5 Wochen von 12 auf 2 Liter absetzen. Probiert es mal aus! Traut euch! Ihr werdet förmlich sehen, wie prachtvoll und problemlos sich eure Kälber entwickeln werden.

Wer mehr über Epigenetik erfahren möchte, dem empfehle ich diese Kurzvideos: https://www.youtube.com/watch?v=0VQ62pD5eqQ und https://www.youtube.com/watch?v=xshPL5hU0Kg

Wer mehr Literatur zu dem Thema haben möchte, kann mich gerne persönlich ansprechen. Darüber hinaus empfehle ich die Website von Förster-Technik https://www.foerster-technik.de/kaelberfuetterung/40fit-konzept/ zu besuchen. Dort ist anschaulich im Detail erklärt, wie die metabolische Programmierung unter Praxisbedingungen funktioniert und umgesetzt werden kann.

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