Probiotika als Wolf im Schafspelz?

In vielen Milchaustauschern für Kälber sind Probiotika enthalten. Meist handelt es sich um Milchsäurebakterien, Lebendhefen oder andere Spezies. Hier weiterlesen…

In vielen Milchaustauschern für Kälber sind Probiotika enthalten. Meist handelt es sich um Milchsäurebakterien, Lebendhefen oder andere Spezies. Hier weiterlesen…

Gepostet von in Kälberaufzucht, Kälbergesundheit am 30. Juni 2022
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Probiotika als Wolf im Schafspelz?

In vielen Milchaustauschern für Kälber sind Probiotika enthalten. Meist handelt es sich um Milchsäurebakterien, Lebendhefen oder andere Spezies. Probiotika (griech. „für das Leben“) sind lebende Mikroorganismen, die oral aufgenommen, im Darm entweder aktiv das Mikrobiom gestalten oder ihrerseits in der Lage sind „Präbiotika“, also sonst unverdauliche Nährstoffe weiter aufzuschliessen, und damit der Vedauung zuzuführen. In der Fütterung von Kälbern schreibt man den Probiotika allgemein einen verdauungs- und gesundheitsfördernden Effekt zu, weshalb diese in nahezu allen Milchaustauschern zur Standardausstattung gehören. Bezeichnungen wie Lactobacillen, Bifidobakterien oder Saccharomyces cerevisiae finden sich häufig auf den Etiketten. Aber vor allen Dingen Enterococcus faecium ist dabei einer der bekanntesten Vertreter der milchsäureproduzierenden Gruppe. Bislang galten Probiotika allgemein als unschädlich und unbedenklich. Sie mussten aber, da es sich um lebende Mikroorganismen handelt, lediglich von den Futtermittelbehörden zugelassen werden.

Eine neue Studie aus den USA von der Kansas State University wirft allerdings nun einen Schatten auf die Probiotika. Forscher hatten dort nämlich in Gensequenzen von Enterococcus faecium festgestellt, dass dort Resistenzgene für Antibiotika, die in der Humanmedizin häufig eingesetzt werden, enthalten sind, die letztlich auf Bakterien im Verdauungstrakt übertragen werden könnten und dem Menschen potentiell gefährlich werden könnten. Das ist derzeit noch nicht nachgewiesen, man sei aber dennoch besorgt über diese überraschende Befunde, so die Wissenschaftler aus Kansas. Man geht nun davon aus, dass Probiotika in der Tiernahrung in Zukunft auf das Vorhandensein von solchen Resistenzgenen hin untersucht werden müssen. Woher diese Resistenzgene stammen und wie diese überhaupt es schaffen, in das Genom dieser Milchsäurebakterien zu gelangen, ist für die Forscher derzeit noch ein Rätsel.

Was halte ich davon?
Diese aufsehenerregenden Befunde müssen nun schnellstmöglich auf ihre praktische Bedeutung hin verifiziert werden. Es muss festgestellt werden, ob dieser Transfer der resistenten Gene tatsächlich im Darm auf andere Bakterien stattfindet. Resistente Gene kommen in der Natur überall vor und nicht immer führt dies auch zu Problemen in der Tierproduktion oder beim Menschen. Dennoch: Die Resistenzraten auf viele Antibiotika bei uns geben einem zu denken und sind eines der Haupthygieneprobleme auf unseren Krankenhausstationen.

Was ist Eure Meinung? Gerne höre ich von Euch!

Euer Kälberblogger
Peter Zieger

Quelle:
Pragathi B Shridhar et al., 2022, J. Anim. Science: Whole genome sequence analyses-based assessment of virulence potential and antimicrobial susceptibilities and resistance of Enterococcus faecium strains isolated from commercial swine and cattle probiotic products

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