Länger Tränken, früher nutzen, effizienter wirtschaften.

Länger Tränken, früher nutzen, effizienter wirtschaften.

Die Nutzungsdauer und Lebensleistung von Kühen beeinflussen maßgeblich das ökonomische Ergebnis der Milcherzeugung. Bezüglich Nutzungsdauer steht meist das Ende der Nutzung im Fokus. Der Beginn, also ein frühes bzw. optimales Erstkalbealter (EKA) ist aber von gleichrangiger Bedeutung. Kühe die im optimalen Zeitraum das erste Kalb bekommen, sind i.d.R. vitaler und gesünder. Sie zeichnen sich durch eine langanhaltende Persistenz in der Laktation aus, erzielen höhere Lebensleistungen und haben sehr gute Fruchtbarkeits- und Reproduktionsergebnisse.

Die Aufzuchtkosten steigen mit steigendem Erstkalbealter. Im Zusammenhang mit der Betrachtung der Persistenz und Lebensleistung zeigt sich, dass eine Erstkalbung im Bereich von 22-25 Monaten am günstigsten ist.

Die Intensität der Ernährung der Kälber in der Tränkeperiode hat einen maßgeblichen Einfluss auf das Erreichen eines optimalen Erstkalbealters. Hohe tägliche Zunahmen, möglichst ab dem 2. Lebenstag, kontinuierliches Wachstum, und stressarmes Abtränken ohne Wachstumsdepressionen sind dafür grundsätzliche Voraussetzungen.

Eine sehr gute Kolostrumversorgung und anschließende Tränkeperiode nach dem 40-FIT-Programm ermöglichen 700-800 g tägliche Zunahmen in den ersten zwei Lebenswochen und 1.000+ g/d während der Tränkeperiode insgesamt. Neue Untersuchungen haben gezeigt, dass die Dauer der Tränkeperiode ebenso entscheidend wirkt und lange Zeit vernachlässigt bzw. zu kurz gestaltet wurde.

Die Reduktion der Energieaufnahme beim Absetzen ab der 7. bis zur 10. Lebenswoche verursacht ein Energiedefizit von 7-10 MJ ME/Tag. Das entspricht der Energie von 3-4 l Vollmilch, was fast den gesamten Erhaltungsbedarf (12-15 MJ ME/Tag) decken würde. Diese fehlende Energie kann durch die Aufnahme und Verdauung des angebotenen Festfutters nicht kompensiert werden. Versuche von Kuck, Kuhn 2018, Troost et. al 2014 und anderen zeigen eindrucksvoll, wie sich das Wachstum während der Absetzphase verlangsamt.

Allein durch diese Verlangsamung des Wachstums von der 6. bis etwa zur 12. Lebenswoche verzögert sich der Eintritt der Zuchtreife um ca. 2 Monate. Spätere Erstbesamung, geringere Trächtigkeitsraten und ein späteres EKA sind die logische Folge. Aus diesen Erkenntnissen leitet sich die Empfehlung ab, die Tränkeperiode zu verlängern, mit dem Absetzen später zu beginnen und die Milchreduktion langsam und stressarm durchzuführen.

Zwei Modelle empfehlen sich für einen 15-Wochen-Tränkeplan:

Die Angaben des Tränkeanrechts sind unter der Berücksichtigung anzunehmen, dass die Tränke im Minimum 125 g TM/l Tränke (Vollmilchäquivalent) enthält. Empfehlenswert sind Konzentrationen von 140-160 g/l Tränke. Dazu sollten Sie sich mit dem Lieferanten des verwendeten Milchaustauschers abstimmen.

Die Verkürzung der Aufzuchtphase erbringt bei jedem Tier eine Kosteneinsparung von ca. 60-100 € je Monat und hat Vorteile bezüglich Persistenz, Leistung und Nutzungsdauer zur Folge. Die entstehenden Mehraufwendungen werden dadurch überkompensiert.

Euer Kälberblogger
Peter Zieger