Kälber haben mein leben geprägt
Hallo liebe Milchviehhalter, mein Name ist Peter Zieger. Was qualifiziert mich zum Kälberblogger? Ganz einfach: Kälber haben mein Leben geprägt. Aufgewachsen bin ich auf einem Fleckviehbetrieb in Unterfranken, 20 Milchkühe in der Anbindehaltung, 45 ha arrondiert. Schon damals waren Kälber mit das Wichtigste für unseren Betrieb. Sie hatten Familienanschluss, ließen sich streicheln und man konnte ihnen täglich beim Spielen und Wachsen zusehen. Wurde aber eines krank oder starb, war das eine mittlere Katastrophe. Der Haussegen hing für ein paar Tage gewaltig schief. Das muss mich wohl für mein weiteres berufliches Leben geprägt haben. Noch heute leide ich mit, wenn ich als Tierarzt und Berater Kälber sehe, die Durchfall haben, husten oder abgemagert sind. Anscheinend kommt da immer wieder mein schon früh erworbener „Helferinstinkt” durch.
Ich habe Tiermedizin in Deutschland und Frankreich studiert und am Tierzuchtinstitut in Gießen promoviert. 11 Jahre war ich als praktischer Tierarzt in einer Gemischtpraxis mit großem Rinderanteil in Hessen tätig. Seit 2000 engagiere ich mich als ehrenamtlicher Berater beim Innovationsteam Milch in Hessen. Von 2006 bis 2016 war ich wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Tierpharma-Industrie (Pfizer bzw. Zoetis) und Ansprechpartner für Landwirte und praktizierende Kollegen in allen Fragen des Gesundheitsmanagements. Seit 2016 beschäftige ich mich mit der Fütterung und Haltung, der Gesunderhaltung und Steigerung der Futtereffizienz von Wiederkäuern bei Diamond V.
In meinem Job komme ich viel herum, sehe vieles was funktioniert, aber auch vieles was nicht funktioniert, einiges was sogar kontraproduktiv ist. Als Berater komme ich im Jahr auf rund 200 Betriebsbesuche, halte in der Woche mindestens einen Fachvortrag und veranstalte Roundtables zu allen Fragen der Rindergesundheit und -aufzucht.
Ich bin absolut davon überzeugt, dass wir das wahre Potential unserer Kälber derzeit nur selten abrufen. Zwar hat uns die Genetik in Punkto Milchleistung sehr weit gebracht, aber wir sehen so gut wie keine nachhaltige Steigerung der Lebensleistung. Damit die Milchviehbetriebe in der Praxis dieses Potential erkennen, habe ich ein Kälberaudit entwickelt, das sich großer Beliebtheit und Nachfrage erfreut.
Was man in der Kinderstube der Kälber versäumt, lässt sich kaum wiedergutmachen. Seit ungefähr 15 Jahren kennen wir die positiven Effekte der metabolischen Programmierung. Aber die Wissenschaft zeigt auch, dass die meisten Kälber unwissentlich negativ „programmiert” werden: Glaubt man Studien, so sind rund 2/3 der Kälber mit Biestmilch immer noch unterversorgt. 1/3 der Kälber muss antibiotisch bis zum Absetzen behandelt werden und die Tageszunahmen variieren gewaltig.
Andererseits ist der Wissensstand bei Landwirten, Beratern und Tierärzten noch nie so hoch wie heute. Aber warum bekommen wir die „PS“ nicht auf die Straße? Warum gelingt uns die Kehrtwende immer noch nicht? Diese Fragen sind nicht einfach zu beantworten. Landwirtschaft ist ja heute so komplex und zeitintensiv wie nie zuvor. Es zählt nur die (Milch-)Leistung. Die sichert aktuell das Einkommen. Da sind Färsen, Trockensteher und leider auch Kälber erstmal Nebensache.
Mit KÄLBERBLOGGER.DE möchte ICH die „schlummernden“ Potentiale in der Kälberaufzucht wecken. Es ist mit Sicherheit eine große Herausforderung. Das ist mir bewusst. Aber wie heißt es im Leben: Wer nichts NEUES wagt, der nicht gewinnt!
Ich freue ich mich auf ein einzigartiges Projekt und besonders auf den intensiven Austausch mit allen, die sich mit der Aufzucht von Kälbern beschäftigen.
Euer Peter Zieger