In Deutschland gibt es schätzungsweise rund 100 verschiedene Milchaustauscher unterschiedlichster Zusammensetzung und Qualität. Grundsätzlich kann man erwarten, dass ein relativ teures Produkt hochwertiger und ernährungsphysiologisch wertvoller als ein billigeres ist. Der direkte Vergleich ist jedoch sehr schwierig, da die Sackanhänger nicht alle relevanten Details hergeben. Hier weiterlesen…
Laktose in Milchaustauschern. Diätetisch bedingten Durchfall vermeiden.
In Deutschland gibt es schätzungsweise rund 100 verschiedene Milchaustauscher unterschiedlichster Zusammensetzung und Qualität. Grundsätzlich kann man erwarten, dass ein relativ teures Produkt hochwertiger und ernährungsphysiologisch wertvoller als ein billigeres ist. Der direkte Vergleich ist jedoch sehr schwierig, da die Sackanhänger nicht alle relevanten Details hergeben.
Während Milchaustauscher insbesondere für die ersten 4-6 Wochen der Tränkephase einen sehr hohen Anteil an Magermilchpulver (50-60%) als hochverdauliche Eiweißquelle aufweisen sollte, ist dagegen sehr wenig hinsichtlich ihres Laktosegehaltes (Milchzucker) als Energiequelle bekannt. Im Vergleich zu Vollmilch (ca. 36%) liegt der Anteil im Milchaustauscher meist deutlich höher und kann zusammen mit dem Rohaschegehalt (normal unter 8%) die sogenannte „Osmolalität“ erheblich steigern. Während Vollmilch (wie Blut) bei rund 330 mOsm/kg liegt, kann dieser Wert bei Milchaustauschern einen deutlich höheren „hypertonen“ Wert von 400 bis 600 mOsm/kg aufweisen.
Unter Osmolalität versteht man die Konzentration löslicher Teilchen wie Zucker oder Salz in einer Flüssigkeit. Unterschiedliche Osmolalitäten von Flüssigkeiten sind immer bestrebt sich auszugleichen, wenn eine durchlässige Membran, wie zum Beispiel die Darmwand, einen Austausch zulässt. Das bedeutet, die Flüssigkeit (Wasser) wandert durch die Membran zur höheren Konzentration (Osmose), bis die Konzentrationen auf beiden Seiten gleich hoch sind (isotonisch). Den Begriff „isotonisch“ kennt man landläufig von „Sportlergetränken“. Das Auffüllen von durch Schweiß verlorenen gegangenen Elektrolyten ist damit sehr einfach und schnell möglich, ohne dass es zu Durchfall bzw. Austrocknung kommt.
Genau, das ist bei unseren Kälbern zu beachten: Ist der Laktosegehalt (oder der Rohascheanteil) zu hoch, steigt die Gefahr des diätetisch bedingten Durchfalls. Im Darmrohr befindet sich dann ein höherer Mineralien/Salzgehalt und „zieht“ förmlich die Flüssigkeit aus dem Körper an.
Forscher der Universität in Wageningen haben so bereits 1980 herausgefunden, dass beim Saugkalb eine Menge von 10 g Laktose pro kg Lebendgewicht und Tag nicht überschritten werden sollte. Damit liegt praktisch die Grenze bei rund 500 g pro Tag für ein 50 kg schweres Kalb.
Füttert man zweimal täglich Vollmilch liegt man mit rund 10 Litern insgesamt bei „sicheren“ 450 g. Bei Verabreichung eines Milchaustauschers mit 43% Laktoseanteil (40% Magermilchpulver, 160 g pro Liter fertige Tränke) liegt man bereits bei 8 Litern mit 550 g über der 500 g Grenze, mit dem Risiko, dass sich ein leichter Durchfall einstellen kann. Das ist mit der Grund, warum bei ad libitum Fütterung der Kot insgesamt weicher gestaltet ist, ohne jedoch als pathologisch angesehen werden zu müssen.
Es gibt bereits Milchaustauscher-Hersteller, die aktiv ihre Osmolalität angeben. Damit geben sie eine relativ gute Orientierung. Fragt aber ruhig mal bewusst bei eurem Lieferanten nach, wie hoch der Laktosegehalt des Milchaustauschers ist. Ich bin gespannt, ob er das aus dem „Stegreif“ beantworten kann!
In diesem Sinne, wünsche Ich Euch allzeit eine durchfallfreie Kälbertränkephase.
Euer Kälberblogger
Peter Zieger
Referenz:
Hof, G. (1980): An investigation into the extent to which various dietary components, particularly lactose, are related to the incidence of diarrhoea in milk-fed calves. PhD.
Interessanter Artikel. Danke dafür Peter. Die Osmolalität ist der Hauptgrund dafür, das wir unser Sprayfo Delta entwickelt haben.