Gesünder abtränken – länger leben! Neue Erkenntnisse zum Abtränken

Eine langsame und schonende Abtränkung von Kälbern kann lebenslange Vorteile für Gesundheit und Leistung bringen. Neue Studien zeigen, dass eine verlängerte Tränkedauer den Stoffwechsel positiv beeinflusst, das Risiko für Ketosen senkt und die Langlebigkeit von Milchkühen verbessert. Besonders das kraftfuttergesteuerte Abtränken bietet eine optimale Energieversorgung und sorgt für eine stressfreie Umstellung von Milch auf Festfutter. Erfahre, wie du mit der richtigen Abtränkestrategie die Milchleistung steigern, Stoffwechselstörungen vermeiden und die Nachhaltigkeit in der Kälberaufzucht verbessern kannst!

Eine langsame und schonende Abtränkung von Kälbern kann lebenslange Vorteile für Gesundheit und Leistung bringen. Neue Studien zeigen, dass eine verlängerte Tränkedauer den Stoffwechsel positiv beeinflusst, das Risiko für Ketosen senkt und die Langlebigkeit von Milchkühen verbessert. Besonders das kraftfuttergesteuerte Abtränken bietet eine optimale Energieversorgung und sorgt für eine stressfreie Umstellung von Milch auf Festfutter. Erfahre, wie du mit der richtigen Abtränkestrategie die Milchleistung steigern, Stoffwechselstörungen vermeiden und die Nachhaltigkeit in der Kälberaufzucht verbessern kannst!

Gepostet von in Kälberaufzucht, Kälbergesundheit am 10. März 2025
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Gesünder abtränken – länger leben! Neue Erkenntnisse zum Abtränken

Die herausragende Bedeutung von Biestmilch in den ersten Lebensstunden und der metabolischen Programmierung während der ersten 4-5 Lebenswochen ist unstrittig. Viele Landwirte haben das erkannt und die Einsatzleistungen ihrer Färsen damit auf ein neues, nie dagewesenes Niveau gehoben. Das unterstreicht eindrucksvoll das Potential, das in der Kälberaufzucht immer noch schlummert. Neuere Studien zeigen nun zusätzlich, dass auch dem Abtränken eine weitreichende Bedeutung zukommt. Während man jahrzehntelang ein sehr abruptes Entwöhnen über 1 oder 2 Wochen praktizierte, kommen aktuelle Untersuchungen zum Schluss, dass ein sehr langsames und schonendes Entwöhnen unter Umständen lebenslange positive Effekte nach sich zieht (Welk et al., 2024). So stellten aber auch deutsche Wissenschaftler der Uni Hohenheim und des Friedrich-Löffler-Instituts (Schwarzkopf et al., 2019) fest, dass eine 17wöchige Tränkedauer im Gegensatz zu einer kurzen Tränkedauer von nur 7 Wochen den Hormonhaushalt im Hinblick auf eine spätere Laktation günstig beeinflussen kann. Die später abgesetzten Kälber hatten im Blut stabilere Glukose- und Insulinspiegel sowie durchgängig höhere Leptinwerte. Und letztere sogar bis zum Ende der Studie. Speziell dem Leptin wird eine überragende Bedeutung im Abwehrsystem und dem Fettstoffwechsel zugeschrieben. So überraschte es die Forscher auch nicht besonders, dass speziell die spät mit 17 Wochen abgetränkten Kälber in ihrer Erstlaktation keinerlei Stoffwechselstörungen aufwiesen. Die ehemals dagegen frühabgesetzten Kälber zeigten in den ersten 4 Laktationswochen eine 40%ige Inzidenz von klinischen und subklinischen Ketosen auf. Die Milchleistung zwischen den beiden Gruppen unterschied sich nicht signifikant. Die spät abgetränkten starteten verhaltener in ihre erste Laktation und hielten länger durch als die ehemals früh abgetränkten Kälber (Frahm et al., 2023).

Und auch das weiß man bislang: Die Rate an Ketose steigt von Laktation von Laktation zu an, man spricht hier hypothetisch von einem „metabolischen Gedächtnis“. Das könnte mitunter einer der Hauptgründe sein, warum gerade Kälber die früh abgesetzt wurden, generell früher den Betrieb verlassen.

Amerikanische und kanadische Forscher haben zudem nun festgestellt, dass durch die bisherige Praxis des abrupten Absetzens wahrscheinlich eine negative metabolische Programmierung in einem „entzündlichen“ Umfeld stattfindet.

Abbildung 1: Abtränken verursacht Stress und Entzündungen (Kim et al., 2011)
Abbildung 1: Abtränken verursacht Stress und Entzündungen (Kim et al., 2011)

Das heißt, dass die Kälber durch das bislang praktizierte Abtränkeverfahren nicht nur erhöhte Entzündungswerte im Blut aufweisen (Abbildung 1, Kim et al., 2011) sondern auch unter Umständen bis zu 10 Wochen lang einer negativen Energiebilanz ausgesetzt waren. Das hat eine nachteilige epigenetische Prägung bzw. metabolisch negative Programmierung zur Folge.

Abbildung 2: Abruptes Abtränken verursacht ein wochenlanges negatives Energiedefizit (Niekerk et al., 2020)
Abbildung 2: Abruptes Abtränken verursacht ein wochenlanges negatives Energiedefizit (Niekerk et al., 2020)

„Satt abtränken“

Die Wissenschaftler propagieren in diesem Zusammenhang das kraftfuttergesteuerte Abtränken als das Mittel der Wahl beim Abtränken. Denn selbst an Tränkeautomaten gelingt bei einer Tränkedauer von unter 12 Wochen keine Energie-Bedarfsdeckung. So konnten Wissenschaftler der Hochschule Osnabrück (Kuck et al., 2018) zeigen, dass durch eine Verlängerung der Tränkedauer von 10 auf 12 Wochen das tägliche Energiedefizit von knapp 7 auf gut 2 MJ metabolische Energie reduziert werden konnte, aber nicht ganz auf Null gedrückt werden kann.

Genau diese Lücke aber kann man mit dem genannten „kraftfuttergesteuerten“ Abtränken komplett decken. Was mit keinem mobilen Tränkeverfahren oder geschweige denn der Eimertränke gelingt, wird mit Hilfe der automatisierten Tränke- und Festfutterverabreichung für jedes Kalb individuell, in Abhängigkeit von der Kraftfutteraufnahme erzielt: Kein einziger Tag mit Hungergefühl und dabei so schonend wie möglich für die ungestörte Entwicklung von Pansen- und Darm, das ist die Vorgabe und das Ziel sogleich.

Dadurch wird vermieden, dass die Kälber einerseits in eine Pansen- oder Dickdarmazidose rutschen können und andererseits sichergestellt, dass die Kälber in keine negative Energiebilanz rutschen. Der Übergang von der Milch- in die Festfutterphase gelingt so fließend und stressfrei wie es sich die Mutter Natur vorgestellt hat.  Jedes Kalb entwickelt sich unterschiedlich schnell. Während das eine Kalb schon früher anfängt Kälber-TMR zu fressen, braucht ein anderes dagegen noch 1-2 Wochen länger und deckt seinen Energie- und Nährstoffbedarf noch überwiegend weiterhin aus Milchtränke. Die Wissenschaftler sehen potentiell höhere Tageszunahmen der Kälber und Jungrinder sowie höhere Milchleistung von bis zu 1000 kg pro Laktation, eine verbesserte Konzeptionsrate und einem rund 2-4 Wochen früheren Erstkalbealter (Britt, 2023).  Grund genug also, sich in Zukunft damit mal intensiver zu beschäftigen.

Viel Erfolg wünscht Ihnen Ihr Kälberblogger, Peter Zieger

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