Kälberkitas – die gesunde Rasselbande

Das Immunsystem von neugeborenen Kälber stellt Landwirte wie Tierärzte tagtäglich in der Praxis vor große Herausforderungen. Denn im Gegensatz zu uns Menschen kommen vor der Geburt so gut wie keine Antikörper im Blut von der Mutter zum Kalb. Aber auch im späteren Verlauf muss sich das Immunsystem erst noch entwickeln und deshalb gehören Durchfall, Nabelentzündung und später auch Lungenentzündungen zu den Haupterkrankungen der jungen Kälber. Dieses Krankheitsrisiko war auch maßgeblich dafür verantwortlich, dass man Kälber seit Jahrzehnten am liebsten isoliert von anderen die ersten paar Lebenswochen aufzieht und erst später in Gruppen zusammenfasst.

Das Immunsystem von neugeborenen Kälber stellt Landwirte wie Tierärzte tagtäglich in der Praxis vor große Herausforderungen. Denn im Gegensatz zu uns Menschen kommen vor der Geburt so gut wie keine Antikörper im Blut von der Mutter zum Kalb. Aber auch im späteren Verlauf muss sich das Immunsystem erst noch entwickeln und deshalb gehören Durchfall, Nabelentzündung und später auch Lungenentzündungen zu den Haupterkrankungen der jungen Kälber. Dieses Krankheitsrisiko war auch maßgeblich dafür verantwortlich, dass man Kälber seit Jahrzehnten am liebsten isoliert von anderen die ersten paar Lebenswochen aufzieht und erst später in Gruppen zusammenfasst.

Gepostet von in Kälberaufzucht, Kälbergesundheit am 17. Februar 2025
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Kälberkitas – die gesunde Rasselbande

Das Immunsystem von neugeborenen Kälber stellt Landwirte wie Tierärzte tagtäglich in der Praxis vor große Herausforderungen. Denn im Gegensatz zu uns Menschen kommen vor der Geburt so gut wie keine Antikörper im Blut von der Mutter zum Kalb. Aber auch im späteren Verlauf muss sich das Immunsystem erst noch entwickeln und deshalb gehören Durchfall, Nabelentzündung und später auch Lungenentzündungen zu den Haupterkrankungen der jungen Kälber. Dieses Krankheitsrisiko war auch maßgeblich dafür verantwortlich, dass man Kälber seit Jahrzehnten am liebsten isoliert von anderen die ersten paar Lebenswochen aufzieht und erst später in Gruppen zusammenfasst.

Doch dieses „Dogma“ kippt in den letzten Jahren immer mehr. Studien aus Skandinavien und Kanada haben nämlich bereits vor rund 20 Jahren schon gezeigt, dass Kälber als soziale Wesen durch die Einzelhaltung „mental“ verarmen. Was wie die Diagnose eines Psychologen klingt, hat für die Kälber in ihrer ungestörten Entwicklung aber eine bislang sehr stark unterschätzte Bedeutung für das seelische Wohlergehen von Kälbern.

Das heißt Kälber wollen von Anfang an Kontakt zu Artgenossen haben, um sich sicher zu fühlen. Isolieren wir sie, wie wir das bislang überwiegen praktizieren, hat das erhebliche Auswirkungen auf den Stresshormonhaushalt dieser Kälber, deren Wohlfühlverhalten und letztlich ihre Abwehrbereitschaft. Entwicklungsgeschichtlich beruht dies auf der Tatsache, dass Rinder als Herdentiere sich nur im Verbund in der Gruppe erfolgreich gegen Raubtiere wehren konnten. Diese „Urangst“ konnte bislang auch bei unseren Kälbern nicht gänzlich weggezüchtet werden, wohl aber durch sehr intensive Kontakte bei der täglichen Betreuung.

Besagte Studien haben auch ergeben, dass bereits ein zweites, etwa gleichaltriges Kalb ausreicht, eine komplette Herde in den Augen des neugeborenen Kalbes zu ersetzen. Diese Erkenntnisse markieren zugleich die „Geburtsstunde“ der paarweise oder „Pärchen“- Haltung.

Solchermaßen aufgezogene Kälber sind nicht nur weniger krankheitsanfällig, sie sind auch allem neuen wesentlich aufgeschlossener, neugierig und begegnen anderen Kälber sehr entspannt. Das macht sie später zu idealen Kühen für den Kuhbestand, insbesondere für automatisierte Melksysteme. Unnötig zu erwähnen, dass auch der Geburtstress bei ihrer ersten Abkalbung meist deutlich niedriger ausfällt. Und man stellte auch fest, dass solche Kälber „schlauer“ sind als in Einzelhaltung aufgezogene Kälber.  Stellte man Kälber erst nach 3-4 Wochen in die Gruppe verpufft dieser Vorteil anscheinend weitgehend gegenüber Kälber, die bereits ab den ersten Lebenstagen zu zweit aufgezogen werden.

Viele Betriebe gehen aber heute noch einen bedeutenden Schritt weiter, auch was die Pärchenhaltung betrifft: Sie finden den Aspekt arbeitswirtschaftlich sehr interessant, die Einzelhaltungs- bzw. Pärchenphase komplett zu ersetzen durch die Einführung von sogenannten „Kälberkitas“, also Kleingruppen. Dabei versteht man Gruppen von Kälbern, die maximal 1-2 Wochen Altersunterschied aufweisen und oftmals bereits am ersten oder zweiten Lebenstag nach der Biestmilchgabe direkt in die Gruppe platziert und an die Tränke gewöhnt werden.

Die ideale Gruppengröße sieht man dabei als 4-8 Kälber an, wobei betriebsbedingt auch größere Gruppen von bis zu 15 Kälbern in der Praxis anzutreffen sind.

Ein solch neues Konzept garantiert mit automatisierte Tränketechnik und –Überwachung den größtmöglichen Erfolg. Warum? Weil Kälber nach der Biestmilchgabe erstaunlich lernfähig sind und sehr schnell realisieren, dass die Tränkestation eines Automaten die überlebenswichtige Anlaufstelle für warme Milchmahlzeiten, wie in der Natur vorgesehen, ist. Und Kälber schauen sich das Verhalten von Kälbern ab, die ein paar Tage älter sind als sie selbst. Sie nehmen damit quasi etwas „Anlernarbeit“ des Kälberpesonals ab. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die permanente Überwachung des Antränkeprozesses und der Tränkekurve. So kann man im Gegensatz zur Eimertränke oder auch mobiler Tränketechnik genau ablesen, wie hoch die Tränkegeschwindigkeit (Liter pro Minute) und damit das Saugverhalten ist und beispielsweise genauso wie oft das Kalb auch ohne Tränkeanrecht die Station besucht. So kann davon ausgegangen werden, dass ein Kalb nach der Tränke bereits nach einer Stunde wieder die Station betritt, verstanden hat, dass hier der Nuckel hängt. Ein sicheres Indiz für den erfolgreichen Lernprozess.

Im weiteren Verlauf kann die Gesamttagesmilchmenge und die Tränkekurve zur Absicherung einer problemlosen Entwicklung verfolgt werden. Genauso gut aber können etwaige Fehlentwicklungen und Krankheitsrisiken früher erkannt werden. Auch das ist ein erheblicher Vorteil gegenüber der bisherigen Praxis.

Was aber sollte unbedingt bei der Erwägung für eine Kälberkita beachtet werden? Grundvoraussetzung für eine frühe Gruppierung ist ein ausgezeichnetes Biestmilchmanagement, da führt kein Weg dran vorbei!

Förster-Technik CalfRail DUO

Wer sich schrittweise dahin tasten will, könnte im ersten Schritt die paarweise Haltung ausprobieren. Auch hier gibt es eine automatisierte Lösung: Das CalfRail DUO, dass sowohl Einzel- also auch Pärcheniglus oder –boxen bedienen kann. Bei bis zu 8x maliger Tränke wachsen und gedeihen die Kälber auch besser als gegenüber der herkömmlichen Eimer- oder mobilen Tränke, die gewöhnlich nur 2, maximal 3x täglich die Kälber versorgen kann.

Es tut sich also was in der Kälberhaltungswelt, und ich bin der vollkommenen Überzeugung, dass es sich hier um eine kleine Zeitenwende handelt, ein Prozess, indem mehr Potential als Risiko steckt.

Viel Erfolg wünscht Ihnen Ihr Kälberblogger, Peter Zieger

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