Kälberaufzucht – Aus Zeit wird nur Geld, wenn du sie sparst.

Die Kälberaufzucht ist eine teure Angelegenheit, sie alleine verursacht Kosten von 4-5 ct pro kg Milch. Neugeborene Kälber brauchen in den ersten 2 bis 3 Wochen unsere höchste Aufmerksamkeit. Nach verschiedenen Berechnungen und Arbeitszeitmessungen geht man von rund 9 bis 12 Minuten pro Kalb und Tag bzw. bis zum Absetzen von rund 8 h insgesamt pro Kalb für Fütterung … Mehr erfahrt ihr hier…

Die Kälberaufzucht ist eine teure Angelegenheit, sie alleine verursacht Kosten von 4-5 ct pro kg Milch. Neugeborene Kälber brauchen in den ersten 2 bis 3 Wochen unsere höchste Aufmerksamkeit. Nach verschiedenen Berechnungen und Arbeitszeitmessungen geht man von rund 9 bis 12 Minuten pro Kalb und Tag bzw. bis zum Absetzen von rund 8 h insgesamt pro Kalb für Fütterung … Mehr erfahrt ihr hier…

Gepostet von am 30. März 2021
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Kälberaufzucht – Aus Zeit wird nur Geld, wenn du sie sparst

Die Kälberaufzucht ist eine teure Angelegenheit, sie alleine verursacht Kosten von 4-5 ct pro kg Milch. Neugeborene Kälber brauchen in den ersten 2 bis 3 Wochen unsere höchste Aufmerksamkeit. Nach verschiedenen Berechnungen und Arbeitszeitmessungen 1,2,3 geht man von rund 9 bis 12 Minuten pro Kalb und Tag bzw. bis zum Absetzen von rund 8 h insgesamt pro Kalb für Fütterung, Beobachtung, Desinfektion und Reinigung bei Kälbern in der Einzelhaltung aus.

Diese Zeit entspricht rund 15 % des gesamten betrieblichen Arbeitszeitbedarfs. Das kann sich somit je nach Anzahl der Kälber und Haltungs- bzw. Fütterungssystem ganz erheblich aufsummieren und leicht zu einer Arbeitsfalle ausarten, an deren Ende die Gesundheit und weitere Entwicklung der Kälber leidet. Wie kann man deshalb effektiv Zeit ohne nachteilige Effekte einsparen und den Betrieb weiter optimieren?

Automatisierung spart Zeit
Zunächst sollte man hier den größten Zeitblock unter die Lupe nehmen, nämlich die Fütterung. Automatische Tränkesysteme können den Arbeitszeitbedarf bis auf 1,5 min pro Kalb und Tag verringern und stehen ganz oben auf der Liste der Zeiteinsparmöglichkeiten. Mobile Tränkesysteme können den Arbeitsanfall ebenfalls erheblich reduzieren, da man pro Kalb bis zum Absetzen von rund 500 Liter Tränke ausgeht, die zum Kalb bewegt werden muss. Das bedeutet eine spürbare körperliche Entlastung!

Füttert man mit Eimern, bietet eine ad libitum-, kalt-sauer- oder auch Joghurt-Tränke den Vorteil, dass man die Eimer nicht nach jeder Fütterung aufwendig reinigen und desinfizieren muss. Apropos Reinigung: Ein vollautomatischer Eimerwaschautomat („Grete“, Fa. Melktechnik Illertal) kann schnell viele Minuten Zeit pro Tag einsparen helfen und man erhält gründlich gereinigte Eimer und Nuckel.

Gruppenhaltung spart Zeit
Ein weiterer wichtiger Hebel besteht darin, die Kälber so kurz wie möglich in der arbeitsintensiven Einzelhaltung zu belassen und sobald wie möglich in die Gruppenphase umzustellen. Eine gute arbeitswirtschaftliche wie infektionsdruckreduzierende Alternative stellt hier die pärchenweise Aufstallung dar. Kälber können so ohne Umstallung von Zweier- zu Vierergruppen bzw. größeren Einheiten zusammengeführt werden, indem man einfach die Boxentrennwände herauszieht.

Beim Entmisten erlauben es diese mobilen Boxentrennwände, dass man die Kälber während des Mistens im Futter- bzw. Mittelgang „parken“ kann. Das spart Arbeit und Nerven und erlaubt eine schnelle maschinelle Entmistung in einer Längsachse. Häufigeres Entmisten spart nicht nur Stroh, sondern senkt auch ganz erheblich die Schadgas- und Keimbelastung.

Krankheitsreduktion und -vermeidung spart Zeit
In vielen Betrieben ist das Biestmilchmanagement noch sehr verbesserungswürdig. So weiß man aus vielen Studien 4,5 aber, dass sich alleine durch Optimierung der Kolostrumversorgung (3,8 statt 2,6 Liter) die Krankheitsinzidenzen mehr als halbieren lassen. Das spart im Endeffekt nicht nur Behandlungskosten und -zeit, sondern führt auch zu langlebigeren Kühen, die produktiver sind.

Wo immer es möglich ist, sollte zur Senkung des Infektionsrisikos ein Rein-Raus-Verfahren angestrebt werden. Lässt sich der Stall nur unzureichend natürlich belüften, sollte über ein Frischluft-Schlauchsystem nachgedacht werden. Allgemein lassen sich so die Erkrankungsraten für Atemwegsprobleme um mehr als 50% senken.

Planung spart Zeit
Ein von mir sehr geschätzter Landwirt sagte mir neulich, dass ein Kalb, was nicht geboren wird, am wenigsten Arbeit macht. Erst stutzte ich etwas, doch im Kern hat er natürlich recht. Die Planbarkeit von Abkalbungen ist auf jedem Betrieb eine Herausforderung. Aber wenn ich weiß, dass ich im Jahr eine bestimmte Anzahl von weiblichen Kälbern brauche, kann ich entsprechend vorausplanen mit meinen Besamungen und Trächtigkeiten. Nichts ist nämlich schlimmer, als wenn der Anfall von neuen Kälbern plötzlich doppelt und dreifach so hoch liegt, wie der sonst gewohnte Durchschnitt. Dann kracht es plötzlich an allen Ecken und Enden. Die Amerikaner empfehlen deshalb die Anzahl der Transit- wie der Kälberplätze bei einer Ganzjahresnutzung um 40% größer zu dimensionieren, da nach Studien 6 der Uni in Wisconsin genau diese Schwankungen trotz sorgfältigster Planungen dennoch auftreten können.

Gesunde Kälber sind die beste Investition und die beste Geldanlage
Kälber brauchen am Anfang sehr viel Fürsorge und Pflege. Doch das sollte sich immer rechnen. Hier liegt auf den deutschen Höfen noch so viel Potential, das nur von den wenigsten Betrieben bislang genutzt wird. Betriebe, die auf ein ausgefeiltes Biestmilchmanagement aufbauen, haben auch die niedrigsten Krankheitsraten und müssen sich am wenigsten um kranke Kälber kümmern. Dennoch hat kein Betrieb Zeit zum Verschenken. Es gilt hier immer mehr, Zeit effektiv und effizient zu nutzen. Wie immer im Leben kommt es nämlich auf die Details, die kleinen Dinge an, die am Ende des Tages ein großes Ergebnis liefern, oder aber eine riesengroße Mühe verursachen. Das Gute dabei, wir haben es überwiegend in der eigenen Hand, das zu steuern!

In diesem Sinne, ich freue mich auf eine spannende Diskussion!

Euer Kälberblogger
Peter Zieger

Referenzen
1. Platen et al., 2018
2. Baiersdorfer
3. Sauer et al., 1982
4. Faber et al., 2005
5. Albuelo et al., 2021
6. Nordlund, 2010

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