Kälber protestieren: Gebt uns, was wir brauchen

Eine aktuelle deutschlandweite Studie1 mit fast 800 Betrieben hat es schonungslos schwarz auf weiss offenbart: Mehr als 75% der Betriebe nutzen das Potential ihrer Kälber nicht wirklich. Schlimmer noch – es scheint so, dass wir im Bereich der Kälberaufzucht und Fütterung sogar gleich mehrere Schritte rückwärts gegangen sind. Mehr erfahrt ihr hier…

Eine aktuelle deutschlandweite Studie1 mit fast 800 Betrieben hat es schonungslos schwarz auf weiss offenbart: Mehr als 75% der Betriebe nutzen das Potential ihrer Kälber nicht wirklich. Schlimmer noch – es scheint so, dass wir im Bereich der Kälberaufzucht und Fütterung sogar gleich mehrere Schritte rückwärts gegangen sind. Mehr erfahrt ihr hier…

Gepostet von in Kälberaufzucht am 28. Dezember 2020
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Kälber protestieren:
Gebt uns, was wir brauchen

Eine aktuelle deutschlandweite Studie1 mit fast 800 Betrieben hat es schonungslos schwarz auf weiss offenbart: Mehr als 75% der Betriebe nutzen das Potential ihrer Kälber nicht wirklich. Schlimmer noch – es scheint so, dass wir im Bereich der Kälberaufzucht und Fütterung sogar gleich mehrere Schritte rückwärts gegangen sind.

Was ist nur los?
Obwohl jeder Fachschulabgänger aus der Landwirtschaft weiß, dass vier Liter gute Biestmilch in den ersten sechs Stunden von einem neugeborenen Kalb aufgenommen werden müssen, verabreicht der bundesdeutsche Landwirt im Schnitt nur 2,6 Liter. Sein amerikanischer Kollege dagegen vertränkt aus gutem Grund mindestens einen ganzen Liter mehr.

Leider sieht es nach der Biestmilchphase dann auch weiterhin nicht gut für die bundesdeutschen Kälber aus: Nur 8 % der Betriebe im Norden und 25 % im Osten und Süden bieten ihren Kälbern eine ad libitum Tränke an. Das bedeutet umgekehrt, dass die meisten unserer Kälber, wider besseres Wissen, großgehungert werden.

Somit wird einmal das vielversprechende Potential der Metabolischen Programmierung durch die unzureichende Kolostrumgabe verpasst und mit der „Hungerstrategie” die Chancen auf
• die Realisierung der genetisch veranlagten Leistung
• hohe Fruchtbarkeit
• Gesundheit und Vitalität sowie
Langlebigkeit und Nachhaltigkeit
kläglich vergeben.

Ein dritter Aspekt dämpft zusätzlich noch die Aussicht auf eine bessere Färsengeneration: Die Krankheitszahlen bleiben durch das nicht zufriedenstellende Biestmilchmanagement und der Energieunterversorgung auf einem unbefriedigend hohen Niveau. Auch wenn Landwirte selbst den Anteil erkrankter Kälber mit rund 20% angeben, weiß man, dass die Dunkelziffer subklinisch erkrankter Kälber gerade im Hinblick auf Lungenentzündungen nochmal deutlich höher ausfällt. Hier geht man von weiteren 15-20% versteckten Lungenschäden aus.

Das bekommt ihr zurück
Zugegebenermaßen ist es schwer, über Potentiale von Kälbern zu sprechen, wenn diese derzeit weniger kosten als eine Kiste Bier. Das darf aber nicht als Ausrede gelten, weil wir selbst in besseren Preisphasen unser Verhalten und Einstellung nicht geändert haben. Denn der Verlust am Ergebnis der späteren Kühe kostet dagegen schnell mal so viel, wie ein Kleinwagen.

Der Blick auf Kälber muss sich ändern, und zwar grundlegend und auch nachhaltig. Kälber sind nichts anderes als unsere eigenen Kinder. Das wissen wir alle von Anfang an, dass eine gute Kinderstube, Erziehung, Schulbildung und auch eine gesunde Ernährung den Grundstein für eine Generation legt, auf die wir einmal als Eltern stolz sein wollen. Was ist der Unterschied zu unseren Kälbern? Keiner! – Das was wir jetzt investieren, wird uns die Zukunft mehrfach „zurückzahlen”, im positiven wie negativen Sinne.

Deshalb hier mein Erfolgsfahrplan:

Liebe Milchviehhalter, wie sind eure Erfahrungen? Und wie geht es euren Kälbern? Schreibt mir, ich bin gespannt auf eure Kommentare!

Eurer Peter Zieger

1 PraeRi, 2020, https://ibei.tiho-hannover.de/praeri/pages/69#_AB

    • Maximilian Fröschl
    • 4. Januar 2021
    Antworten

    Servus !

    Wie schauen die Zielwerte für die Rasse Fleckvieh aus ?

    Lg aus Oberösterreich

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